
Der Däne Bent Larsen gehörte mindestens zwei Jahrzehnte zur Riege der weltbesten Großmeister. Ebenso galt er als Experte im beschleunigten Drachen. Er wandte diese Eröffnung in unzähligen Duellen an, auch mit der Weltspitze. Nahezu jede Variante hat Larsen mit seinen Ideen bereichert.
Im Jahr 1987 erprobte der Großmeister folgenden Aufbau gegen das Maroczy System ( 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 g6 5.c4 ):

Beim stark besetzten Turnier in Brüssel besiegte er damit Nigel Short (2615) und hielt gegen Exweltmeister Anatoli Karpov (2710) remis.
Short - Larsen, Brüssel 1987
Karpov - Larsen, Brüssel 1987
Nach den einleitenden Zügen 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 g6 5.c4 Lg7 6.Le3 Sf6 7.Sc3 Sg4 8.Dxg4 Sxd4 9.Dd1 Se6 (siehe Diagramm) hat Weiß verschiedene Aufstellungen:

10.Dd2 Da5 11.Tc1 b6 12.Le2 Lb7 13.f3 h5 14.O-O g5 (siehe Diagramm)

Beide Seiten haben ihre Wunschformation eingenommen. Nach den Erfahrungen der Turnierpraxis hat der Anziehende wahrscheinlich keinen Vorteil. Auch die oben erwähnte Partie Karpov - Larsen, Brüssel 1987 bestätigte dieses Urteil.
10.Tc1 Da5 11.Le2 b6 12.O-O Lb7 13.f3 g5 (siehe Diagramm)

Eine feinere Zugreihenfolge. Weiß beläßt seine Dame auf ihrem Ausgangsfeld und ermöglicht so das starke Manöver Tf2, Lf1, Td2 mit Druck auf den Bauern d7. Auch kann der schwarzen Dame mit Sd5/Sb5 und Ld2 auf den Pelz gerückt werden, da hier ein Entlastungstausch auf d2 nicht möglich ist. Schwarz hat es hier nicht leicht, mit heiler Haut davon zu kommen.
Short - Larsen, Hastings 1987
10.Tc1 Da5 11.Ld3 b6 12.O-O Lb7 (siehe Diagramm)

Auch diese Aufstellung stellt Schwarz vor Probleme. Da der Bauer e4 zuverlässig gedeckt ist kann Weiß mit 13.f4 fortsetzen. Auch 13.a3 brachte dem Anziehenden gute Resultate.
Stohl - Kalod, After GP Mladi 1997
Zagrebelny - Kuzmin, Taschkent 1996
Aber Schwarz kann auch die Züge umstellen, um f4 zu entschärfen. Er zieht 11...g5 oder 12...g5, was aber wiederum seine eigenen Tücken hat!
Wojtkiewicz - Vanheste, Metz Open 1991
Razuvaev - Ermenkov, Rubinstein mem. 1972
Nach beiden Zügen kommt 10...Lxc3+ 11.bxc3 Dc7 gefolgt von b6+Lb7 in Betracht.
Die Aufstellung von Larsen scheint gut spielbar zu sein. Einige Varianten sind kaum erprobt, so das eigene Analysearbeit unumgänglich erscheint. Es überrascht aber doch, das diese Aufstellung in der zeitgenössischen Turnierpraxis ziemlich selten gespielt wird. Vorsicht erscheint also angebracht!